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Mittsommer und ein schwedischer Katzentroll

 

Der Sommerurlaub stand für uns Zweibeiner vor der Tür und natürlich wusste wie immer Katzenmädchen Kasi als Erste davon. In diesem Jahr sollte es für uns Katzeneltern an einen der beliebtesten ,,Touristenmagneten" vieler Camper gehen: das Nordkap. Einmal am nördlichen Ende Europas stehen, die Mitternachtssonne genießen und das Nordpolarmeer sehen. 

Während wir bereits Wochen und Tage im Vorfeld die Ausrüstung dafür nach und nach in unseren Camper schleppten, wurde Kasi langsam aber sicher skeptisch. Sie kennt das Prozedere und ahnte bereits, dass es für sie und Fibi dieses Mal wieder in die Katzenpension geht. Mitgeteilt hat sie uns ihre Bedenken, indem sie abends nach dem Freigang manchmal etwas unglücklich mauzte und vorsichtig in Deckung ging, so als ob wir sie gleich schon einfangen wollten. Aber das hatte zum Glück noch Zeit bis zum Tag unserer Abreise. Und so wurden beide Katzen eines Morgens beide recht problemlos in ihre Transportboxen verfrachtet und in die Tierpension gebracht, wo sie die Zeit zusammen mit anderen Katzen in einem Gemeinschaftsraum mit Außengehege verbringen dürfen. 

Katzenmädchen Fibi in der Katzenpension
Fibi bei ihrer Ankunft in der Katzenpension. Kein Stück ängstlich, aber sehr vorwurfsvoll! Wehe Ihr bleibt lange weg...

 

Aus den Urlauben in den vergangenen Jahren brachten wir eigentlich immer eine kleine Katzenanekdote mit nach Hause, so wie unsere Begegnung mit Burgkatze Alma im letzten Jahr oder wie unsere Erlebnisse im Hemingway House auf der Insel Key West. 

Ob es allerdings bei einer Nordkap Tour eine Katzengeschichte geben würde, erschien mir mehr als fraglich. Und so fuhren wir tatsächlich viele tausende Kilometer durch Schweden, Finnland und Norwegen, ohne auch nur überhaupt eine Katze zu Gesicht zu bekommen. Wer Katzen liebt und regelmäßig Zeit mit ihnen verbringt, weiß, dass dieser Zustand nur schwer zu ertragen ist. So viele Tage, ohne auch nur ein einziges Mal mit den Fingern durch ein seidiges Katzenfell zu streicheln? U N V O R S T E L L B A R !

Zum Glück kreuzten ab der Höhe Lapplands regelmäßig Rentiere unseren Weg. Je höher es in den Norden ging, desto mehr wurden es. Kein Vergleich zu den hektischen Rehen aus unseren Breitengraden, denn die halbzahmen Rentiere laufen meist recht gemütlich über die Straßen oder grasen friedlich am Wegesrand. Streicheln konnte man sie natürlich nicht, aber es tat einfach gut, endlich wieder Tiere zu sehen. Je länger wir unterwegs waren, desto mehr fielen uns Parallelen zu unseren Katzen auf. ,,Guck mal da, das kleine braune Rentierkalb! So süß und guckt genauso frech wie Fibi!" Und natürlich erinnerte uns plötzlich jedes weiße Rentier mit Kulleraugen an Kasi und ihr liebes rundes Milchgesicht.

Rentiere am Nordkap Campingplatz
Am Basiscamp zum Nordkap begleiteten uns die Rentiere sogar bis zum Geschirrabwasch

 

Was soll ich schreiben... Natürlich gab es am Nordkap KEINE Katze zu sehen. Auf unserer Rückreise durch Finnland wurden die Rentiere langsam weniger, dafür die Mücken umso mehr. Das schlechte Gewissen, die eigenen Katzen tagelang in einer Katzenpension zu lassen, nagte zusätzlich an uns.

 

Vielleicht sehen wir ja in Schweden wenigstens mal einen Elch? Diese Hoffnung hatte ich ehrlich gesagt schon in den letzten beiden Schwedenurlauben aufgegeben. Ich vermute sogar, dass es in Schweden in Wirklichkeit gar keine Elche gibt und sie die ,,Achtung Elch" Straßenschilder nur für uns Touristen aufstellen. ;-)

Pünktlich zu Mittsommer kamen wir schließlich an einem kleinen Campingplatz an Schwedens Ostküste an und durften uns unseren Stellplatz dort selbst aussuchen. Wir parkten an einem Kiefernwäldchen. Neben uns stand offensichtlich der Wohnwagen eines Dauercampers, denn ein kleiner Zaun war um den Platz aufgebaut, was erfahrungsgemäß auf einen Hundebesitzer hindeutet. Das war auch tatsächlich so, und während es sich nicht um einen, sondern um insgesamt drei kleine Hunde mit entsprechender Thermik handelte, waren wir kurzzeitig nicht mehr sicher, ob wir uns diesen Platz wirklich gut überlegt ausgesucht hatten. Natürlich war das alles Vorbestimmung und sollte so sein, aber dazu später mehr. 

Während der landestypischen ,,Fika", bei der man gemütlich Kaffee trinkt, saßen wir vor unserem Wohnmobil in der Sonne und hätten uns beinahe an unseren Heißgetränken verschluckt, denn urplötzlich sprang aus dem benachbarten Wohnwagen eine schwarze Katze aus dem Fenster. Erst waren wir ziemlich aufgeregt, weil wir dachten, die Katze sei aus Versehen entwischt. Doch die Katze bewegte sich auf dem Campingplatzgelände ruhig und selbstsicher, schnüffelte interessiert an unserem Wohnmobil, während wir eine weitere schwarze Katze entdeckten, die nun ebenfalls aus dem Fenster sprang. 

Ein schwarzer Katzentroll in Schweden

 

ENDLICH. Da war sie also! Meine kleine Urlaubskatzengeschichte aus Schweden!

 

Es stellte sich heraus, dass unsere schwedische Campingnachbarin neben ihren drei kleinen Hunden also auch ihre Katzen regelmäßig mit in den Kurzurlaub zum Dauerstellplatz nimmt. Die beiden Samtpfoten dürfen dort völlig frei umherlaufen. Das beweist, dass Katzen sich tatsächlich als mehr an einem Ort Zuhause fühlen können. Wirklich weit weg gingen die beiden Katzen übrigens nicht, wie wir beobachten konnten. 

Ein neugieriger Katzentroll
Erstmal gucken, ob keiner guckt. Und dann ist Zeit für jede Menge Katzenblödsinn...

 

Es handelte sich um einen jungen, recht mutigen Kater und seine Schwester, die sich eher ängstlich im Hintergrund hielt und sich nicht in unsere Nähe traute. Das lackschwarze Katerchen nahm uns dafür gleich völlig in Beschlag, ließ sich ausgiebig streicheln und spielte genauso gern mit einem einfachen Stöckchen, wie unsere beiden Katzenmädchen zuhause. Etwas frech war er allerdings auch, denn er versuchte unsere Handtücher von der Leine zu hakeln, in unser Wohnmobil einzubrechen und sich mein Buch vom Tisch zu angeln. Auch Herrchens Sportschuhe probierte er spaßeshalber an, die ihm aber zum Glück nicht passten. In unserer Abwaschschüssel fand er es auch ganz gemütlich und zu guter Letzt wetzte er zu unserem Entsetzen, seine Krallen ausgiebig an einem unserer Campingstühle! Ein Gruß an unsere Katzenmädchen (wie wir vermuten), von einem kleinen, richtig frechen, schwedischen Katzentroll!

 

Der Katzentroll probiert die Schuhe an
Schuhgröße 44 passte dem Kater nicht so ganz. Obwohl die Farbe natürlich gut mit seinem Fell harmonierte...

 

Am nächsten Morgen musste der kleine Kater mit seiner Schwester und den drei Hundegeschwistern schon wieder abreisen. Vermutlich nicht für lange, aber wir bekamen ihn während unseres kurzen Aufenthalts leider nicht mehr zu Gesicht.

 

Auf der Lauer: Der kleine schwarze Katzentroll
Was stellt der Katzentroll wohl als Nächstes an?

Trotzdem hatten wir während unserer kurzen Begegnung mit dem Katzentroll richtig viel Spaß. Endlich wieder eine Katze knuddeln, ganz viel Katzenblödsinn erleben und  natürlich wurde die Vorfreude auf unsere beiden Miezis zu Hause noch ein Stück größer.

 

Einen Elch haben wir in Schweden übrigens nicht mehr gesehen, was ja von vornherein klar war. Dafür wissen wir jetzt etwas, was in keinem Reiseführer der Welt zu finden ist: Wir kennen einen Ort, an dem ein kleiner, schwedischer Katzentroll sein Unwesen treibt! Und glaubt mir, vor dem ist wirklich überhaupt nichts sicher! ;-)

Ein Pfötchen schon auf dem Tisch, den schelmischen Blick auf den Buchrücken gerichtet. Mit einer deutschsprachigen Liebeslektüre konnte der Katzentroll dann aber doch nichts anfangen.


Wir danken dem Zufall für diese kleine lustige Katzenbegegnung und hoffen, dass der kleine Troll noch viele weitere Jahre auf dem schwedischen Campingplatz sein Unwesen treiben darf!