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Katzenhaltung als Teilzeitfreigänger

Katze Fibi genießt die Freiheit

 

Als Katzenhalter wird man vor die Frage gestellt: Kann ich meiner Katze ein Leben als Freigänger ermöglichen, oder nicht?

 

Als Großstadtbewohner ist die Antwort darauf eindeutig: es wäre zu gefährlich.

Wer aber im ländlichen Bereich lebt, steht dann oft vor dieser Gewissensfrage.

 

Für mich steht fest: Es gibt in dieser Hinsicht kein richtig oder falsch.

Jeder Katzenhalter muss diese Frage nach eigenem Befinden für sich und sein Tier entscheiden. Oftmals ist aber auch die Vorgeschichte der Katze ausschlaggebend.

 

Ohne Frage bietet ein Leben als Freigänger der Katze ungeahnte Möglichkeiten. Auf Streifzügen gibt es viel zu entdecken und nur hier hat die Katze die Möglichkeit ihren Jagdtrieb auch wirklich auszuleben. Das Leben in der Natur ist voller Sinneseindrücke, Abenteuer und Abwechslung, was den Stubentigern oft verwährt bleibt.

Aber diese Freiheit hat natürlich ihren Preis: Im Freigang lauern etliche Gefahren. Sei es im Straßenverkehr, im Kampf mit Artgenossen, Parasiten, Ansteckungsgefahr, Verletzungen und die Möglichkeit von Vergiftung.

 

Alternativen zum Freigang gibt es natürlich auch: ,,Auslauf" auf einem gesicherten Balkon, Spaziergänge an Geschirr und Leine oder ein ausbruchsicheres Katzengehege im Garten sind Möglichkeiten, um den Tieren etwas Abwechslung zu verschaffen.

 

Katze Kasi im Unterholz
Katzenmädchen Kasi liebt den Dschungel hinterm Haus

 

Bei unseren Katzenmädchen war ganz klar die Vorgeschichte ausschlaggebend, den Tieren Freigang zu gewähren.

 

Hermine hatte fast ihr ganzes Leben draußen gelebt (bevor sie im Alter von 11 Jahren zu uns kam).

 

Kasi wurde von einer verwilderten Straßenkatze geboren. Wir haben sie erst im Alter von 8 Monaten nach draußen gelassen, aber es war immer deutlich zu spüren: sie hatte immer diesen Drang raus zu wollen. Ein Tier, dass seine ,,Wurzeln" auf der Straße hat, will nach draußen. Es steckt in ihnen und es ist unabwendbar. Ein solches Tier in einer kleinen Wohnung halten zu wollen, wäre entgegen seiner Natur und seinen Bedürfnissen. (Freigang war übrigens auch die Grundvoraussetzung, mit der wir Kasi damals aus dem Tierheim mitnehmen durften.)

 

Warum sind die Katzenmädchen Teilzeitfreigänger?

Ich habe es bereits in anderen meiner Blogartikel erwähnt, dass unsere Katzen sogenannte ,,Teilzeitfreigänger" sind, was schlichtweg bedeutet: sie haben Freigang, solange es hell ist. Gegen Abend werden sie ins Haus gerufen und bleiben drinnen bis zum nächsten Morgen.

Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die meisten Katzen mögen keinen Lärm. Ist auf einer Straße immer wieder ein konstanter Geräuschpegel, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier diesem Ort fernbleibt größer. Sollte sich eine Katze dennoch tagsüber einer Straße nähern, so ist sie zumindest besser zu sehen als nachts, so dass ein Autofahrer ggf. noch die Möglichkeit hat zu reagieren.

Zweitens: Katzen sind nachts viel ,,mutiger" und somit auch kopfloser.

Mit Einbruch der Dämmerung werden die Katzen agiler, der Jagdtrieb hat sie fest im Griff. Sie wollen Mäuse jagen und werden dabei auch unvorsichtiger. Ihr Aktionsradius vergrößert sich, sie entfernen sich möglicherweise weiter von ihrem Zuhause.

Auch der Kontakt mit Wildtieren wie z.B. Marder oder Fuchs, die ebenfalls nachtaktiv sind, bleibt den Katzen erspart.

Ein weiterer Vorteil: man merkt als Katzenhalter bei dieser Form des Freigangs sehr schnell, wenn irgendetwas nicht stimmt.

Beispiel: Kasi kam einmal abends nicht zurück ins Haus. Als wir sie suchten, saß sie weit oben auf einer Eiche fest! Wir konnten sie aus ihrer Situation befreien. Hätte sie unbegrenzten Freigang gehabt, wäre uns ihr Fehlen vielleicht erst am nächsten Morgen aufgefallen. Selbiges gilt für den Fall, dass eine Katze versehentlich in einer Garage o.ä. eingesperrt wird. Was bei uns übrigens auch schon vorgekommen ist. ;-)

 



Wie kriege ich meine Katze dazu, abends auch tatsächlich nach Hause zu kommen und ohne Probleme im Haus zu bleiben?

Die beste Erfahrung habe ich mittlerweile damit gemacht, wenn ich die Katzen schon ca. eine Stunde vor der Dämmerung ins Haus rufe. Setzt die Dämmerung ein und es ist vielleicht auch noch schönes Wetter, habe ich zumindest im Fall von Kasi Schwierigkeiten sie ins Haus zu holen. Sie ist dann bereits so sehr im ,,Jagdfieber", das jegliches Rufen nach ihr zwecklos ist! Sie kommt dann meistens mit kleiner Verspätung aber dafür leider in Begleitung ihrer Beute ins Haus gestürmt. ;-)

Sobald die Katzen dann im Haus sind, wird die Katzenklappe verriegelt und erst am nächsten Morgen wieder geöffnet. Inzwischen gibt es auch schon Katzenklappen mit integrierter Zeitschaltuhr oder Appsteuerung, was eine sehr gute Lösung ist.

Ansonsten ist es kein Hexenwerk, seiner Katze dieses Ritual des frühen Heimkommens beizubringen. Das magische Zauberwort heißt: ,,Routine".

Dabei ist es wichtig, dass die Katzen für ihr Heimkommen immer belohnt werden. Liebe Worte, Streicheleinheiten und natürlich umgehend die Abendfütterung, wirken Wunder! ;-)

 

Ist das Wetter mal schlecht, oder es ist wie im Winter schon früh dunkel, dann wird abends noch eine Spieleinheit oder Clickertraining eingelegt.

Ansonsten freuen sich die Tiere vermutlich auch darüber, den Abend gemeinsam mit uns Menschen verbringen zu können.

 

Das Wichtigste ist, dass dieses Ritual jeden Abend so durchgeführt wird.

Nur so werden sich die Katzen dauerhaft daran gewöhnen. Kasi und Fibi haben es in ihrem Leben nie anders kennengelernt, als nachts im Haus zu bleiben. Selbst Katze Hermine hatte sich in ihrem Alter noch daran gewöhnt, obwohl sie bei den Vorbesitzern auch nachts draußen war.

 

Die Katzen gleichen sich unserem Tagesrhythmus an: nachts wird geschlafen, tagsüber haben sie ihre aktive Zeit.

 

Katze Kasi im Schnee
Freigängerkatze zu sein, bedeutet auch die unterschiedlichen Jahreszeiten zu erleben

 

Ab und zu gibt es auch mal einen Tag, an dem die Katzenmädchen nicht in den Garten gelassen werden.

Ich nenne es spaßhaft den ,,Home Stay Day". Der Grund dafür ist einfach: sollten die Katzen einmal krankheitsbedingt nicht nach draußen dürfen, bleibt mir viel Theater erspart.

Mit unserem Vorgänger Kater hatten wir nämlich das Problem, dass dieser nach einer Operation eine Woche im Haus bleiben sollte. Weil er das eingesperrt sein nicht gewohnt war, hatte er richtig Stress und hat angefangen die Tapeten zu zerkratzen, was er vorher nie getan hat. Um für solche Zeiten gewappnet zu sein, gibt es bei uns also diese Tage, an denen sie nicht rauskommen. Am Besten lässt sich so etwas trainieren, wenn an dem Tag eh grad schlechtes Wetter ist! ;-)

Auch der Tag, an dem bei uns im Bereich die jährliche Treibjagd statt findet, bleiben unsere Fellnasen lieber im sicheren Haus!

 

Katze Kasi besucht täglich das Katzenminzefeld im Garten :-)
Katze Kasi besucht täglich das Katzenminzefeld im Garten :-)

Einer Katze Freigang zu gewähren, bedeutet nicht, dass einem die Katze ,,weniger" Wert ist, wie ich es leider in einem anderen Katzenblog lesen mußte. Es ist die bewußte Entscheidung, dem Tier ein Stück artgerechtes Leben zu ermöglichen. Ich selbst habe mich für den Teilzeitfreigang entschieden, weil es für mich ein Mittelweg ist zwischen der ,,Sicherheit" im Haus und dem Leben im Freien. Zudem gibt es auch viele Mittel und Wege den eigenen Garten für die Katzen attraktiv zu gestalten, so dass diese ihren Aktionsradius gar nicht erst so weit ausdehnen.  In unserer Blogreihe ,,Sommerideen für Freigängerkatzen" findet Ihr hierzu einige Ideen!

Wer sich den ganzen Tag im Freien austoben durfte, ist abends glücklich und k.o.
Wer sich den ganzen Tag im Freien austoben durfte, ist abends glücklich und k.o.

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