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Katzenfreundschaft auf Umwegen

Wie Kasi und Fibi ein Team wurden...

 

 

Als wir uns im Sommer im Tierheim nach einer Nachfolgerin für Katze Hermine erkundigten, wurde uns von der Anschaffung eines Kittens abgeraten. Zu groß ist der Altersunterschied zwischen einem Katzenkind und Katze Kasi, die im Herbst 5 Jahre alt geworden ist.

Auch im Internet war zu lesen, dass die Zusammenführung mit größerem Altersunterschied nicht optimal ist. Bei Katzen gibt es keinen "Welpenschutz" im eigentlich Sinn, was soviel bedeutet, dass Kasi mit einem Kitten möglicherweise nicht gerade freundlich umgehen würde.

Natürlich machten wir uns Gedanken, ob wir eine gleichaltrige Katze wie Kasi finden würden, die ihrem Naturell entspricht und sie ergänzt. Da Kasi selbst sehr ängstlich ist und auch verunsichert reagiert, sobald Nachbarskatzen in ihr Revier eindringen, war uns nicht wirklich wohl bei dem Gedanken.

 

Für uns war klar: "Sie braucht eine Partnerkatze, die ihr grundsätzlich erstmal unterlegen ist. Gerade damit sie KEINE Angst hat." Damit stand fest, dass wir die Vergesellschaft mit einem Kitten versuchen werden.

 

Zumal wir jahrelang 2 Katzen mit einem Altersunterschied von mehr als 10 Jahren hatten, die sich nicht besser hätten verstehen können! Aber die Freundschaft zwischen Kasi und Hermine wurde vermutlich im Himmel beschlossen! ;-)

 

Also hörten wir auf unser Bauchgefühl und nahmen im September die kleine Fibi bei uns auf.

 


Wie es weiterging...

 

Im Vorfeld haben wir einige Vorbereitungen getroffen, damit die Zusammenführung möglichst stressfrei verläuft. Also wurde für Fibi ein separater Raum im Obergeschoss eingerichtet, in dem sie alles notwendige zur Verfügung hatte. Angefangen vom Kratzbaum, Futterstellen, Spielmöglichkeiten und Kontakt zu uns Menschen.

 

Um die Annäherung zu Kasi möglichst langsam und vorsichtig zu ermöglichen, haben wir eine Gittertür angebracht. Zunächst haben wir die Tür mit einer Decke verhüllt.

 

Kasi bekam natürlich schnell mit, dass im Gästezimmer nun eine andere Katze wohnt. Sie reagierte auf die Geräuschkulisse zunächst recht neugierig. Wenn sie Fibi in ihrem Zimmer mauzen hörte, dann antworte sie zurück. Wir deuteten das erstmal als gutes Zeichen.

 

Dennoch war schon zu dem Zeitpunkt zu merken, dass Kasi sich nicht mehr wirklich in das Obergeschoss traute, aus dem die Geräusche kamen.

 

Also fingen wir an, ihr im Obergeschoss eine zweite Futterstelle einzurichten, damit es einen Grund gab nach oben zu gehen. Das machte sie ein paar Mal vorsichtig nachts, wenn alles ruhig war.

 

Als wir dann dazu übergingen, die Gittertür zu enthüllen, war das aber schnell vorbei. Kasi sah Fibi exakt einmal in ihrem Zimmer umhertollen, daraufhin machte sie auf dem Absatz kehrt und hat das Obergeschoss nicht mehr betreten.

Zu diesem Zeitpunkt machten sich langsam Zweifel breit, ob das mit der neuen Katze alles so gut überlegt war. Dennoch war aufgeben keine Option.

 

Ich begann mit Kasi wieder intensiv Clickertraining zu machen. Stufe für Stufe arbeiteten wir uns auf der Treppe ins Obergeschoss vor. Aber der Raum mit der fremden Katze war für sie immer noch ein Tabu.

 

Gefährlicher Minitiger hinter Gittern - kein Wunder, dass Kasi Angst hatte! ;-)
Gefährlicher Minitiger hinter Gittern - kein Wunder, dass Kasi Angst hatte! ;-)

 

So kam es also dazu, dass Kasi und Fibi sich in den ersten zwei Wochen praktisch nicht zu sehen bekamen.

 

Als wir an einem Wochenende Besuch bekamen und wir das kleine Kitten auf dem Arm mit in die Küche nahmen, kam Kasi gerade vom Freigang zurück ins Haus. Sie erblickte Fibi und glücklicherweise hatte sie anscheinend einen "guten" Tag, denn sie schaute das kleine Kätzchen interessiert an, Schwänzchen nach oben und geriet nicht in Panik. Nach dieser kurzen, positiven Begegnung brachten wir Fibi dann wieder auf ihr Zimmer.

Ab diesem Tag nahmen wir Fibi jeden Abend für ein paar Stunden mit ins Untergeschoss, in dem Kasi sich überwiegend aufhält. Kasi beobachtete das kleine Kätzchen interessiert beim Spielen, aber immer mit gewissem Abstand. Sobald sich Fibi ihr näherte, flüchtete Kasi und versteckte sich.

 

Mit der Zeit blieb Kasi auffällig lang auf Streifzug im Garten, um der Begegnung mit Fibi aus dem Weg zu gehen. Irgendwie steigerte sie sich in ihr Angstmuster immer weiter hinein. Es war für uns schwierig nachzuvollziehen, dass sie sich sogar vor so einem kleinen Kätzchen fürchtet.

Uns wurde bewusst: das Problem ist hier nicht der Altersunterschied. Das eigentliche Problem ist es, eine ängstliche Freigängerkatze mit einer neuen Katze zu vergesellschaften. Denn durch den Freigang hatte Kasi die Möglichkeit, sich dieser unangenehmen Situation zu entziehen.

Auch wenn uns die Entscheidung schwer fiel, war die einzige Lösung Kasi für einen gewissen Zeitraum im Haus zu halten. Die tägliche Begegnung mit Fibi musste her und nach Möglichkeit viele gemeinsame Beschäftigung.

 

Genau das war dann letztendlich auch die Lösung! Es dauerte ungefähr 3 Tage, bis Kasi sich an die neue Situation gewöhnt hatte und beim Anblick von Fibi nicht mehr in eine Schockstarre verfiel.

 

Viele kleine alltägliche Rituale wie gemeinsame Fütterungen führten dazu, dass Kasi das Kitten akzeptierte. Uns fiel ein Stein vom Herzen, als die Beiden dann schließlich anfingen miteinander zu spielen. Ab diesem Zeitpunkt lagen sie dann auch endlich zum ersten Mal gemeinsam auf dem Sofa!

Nach einigen gemeinsamen Tagen, verflog Kasis Angst. Nach einer Phase der Duldung entwickelt sich nun langsam eine Katzenfreundschaft!

Ab dem vierten Tag durfte Kasi endlich wieder in den Garten. Doch was uns sofort auffiel: sie kam nun viel öfter ins Haus, um bei Fibi zu sein! Anscheinend hat sie das Kitten nun endlich ins Herz geschlossen!

Gemeinsam schmeckt´s am besten. Auch wenn Kasi hier gleich Fibis Napf mitplündert...
Gemeinsam schmeckt´s am besten. Auch wenn Kasi hier gleich Fibis Napf mitplündert...

 

Zwischenzeitlich wurde Fibi an Geschirr und Leine gewöhnt, damit sie erste kleine kontrollierte Streifzüge in den Garten machen kann. Kasi freut sich jedes Mal, wenn Fibi mit ihr nach draußen kommt. Wie eine große Schwester läuft sie stolz vorweg, um dem Kitten alles zu zeigen. Fibi läuft ihr dabei wie selbstverständlich hinterher. Genauso war es damals, als Hermine der jungen Kasi die große weite Welt gezeigt hat!

 

Nach der ersten aufregenden Zeit, sind wir nun jedenfalls froh, dass es doch noch zu einer Katzenfreundschaft zwischen den Beiden gekommen ist, wenn auch ein wenig auf Umwegen!

 

Und die Sache mit dem nicht vorhandenen Welpenschutz?

Vielleicht scheint es ihn ja doch zu geben. Kasi ist bisher jedenfalls nicht auf die Idee gekommen, ihrer kleinen Freundin irgendetwas anzutun!

Echte Freundschaft kennt halt keinen Altersunterschied! :-)

 


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