
Ich kann das hier ruhig schreiben, mein Schwager liest es ja sowieso nicht. Stellt Euch vor, er MAG Katzen nämlich nicht und es wäre vermutlich sein allerletzter Gedanke, sich hier auf meiner Website zu tummeln.
Vielleicht kennt Ihr es selbst aus Eurem Freundes- oder Verwandtenkreis, es ist garantiert wenigstens eine Person dabei, die Katzen entweder nicht ausstehen kann oder eine Katzenhaarallergie hat.
Was letztendlich auf dasselbe hinausläuft: hat sich dieser als Besuch zum gemeinsamen Kaffee trinken angekündigt, wird im Vorfeld penibel das Haus durchgesaugt und mit der Fusselrolle jedes sichtbare Katzenhaar beseitigt. Die Katzendecken verschwinden ebenfalls in der Wäsche.
Kurz bevor die Gäste eintreffen, wird nochmal das Katzenklo gesäubert, damit auch wirklich ja nichts riecht. Schließlich möchte man ein guter Gastgeber sein und der Besuch soll sich ja auch möglichst wohl fühlen.
Eigentlich ist das alles völlig für die Katz.
Kaum klingelt der Besuch samt dem „Nicht-Katzenmöger“ an der Haustür, verschwindet garantiert grad eine der Katzen auf der Katzentoilette um den Raum mit der Duftnote „extrawürzig“ zu verfeinern. Bei dem Rausspringen aus der Toilette wird dann demonstrativ eine Katzenstreuspur quer durch den Hausflur verteilt, die man eben grad weggesaugt hatte. Aber so ist das eben.
Hier leben Katzen und ihr Personal, das sollen auch alle wissen, scheint sich Katze Kasi zu denken. Dann läuft sie schnell in den Garten, Besucher sind nicht so ihr Ding.
Hermine fährt eine ganz andere Taktik. Es kann doch nicht sein, dass dieser Schwager Katzen nicht mögen soll?! Sie versucht alles in ihrer Macht stehende, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, streicht ihm gleich erstmal um seine Beine.
„Katzen sind toll. Guck hier bin ich, ich bin total lieb. Streichel mich ruhig. Nicht? O.k., dann bleib ich noch ein bisschen in der Nähe und putze mich. Vielleicht bin ich einfach noch nicht sauber genug.“ scheint sie zu denken und weicht ab dem Moment dem Schwager nicht mehr von der Seite.
Inzwischen haben die Gäste Platz an der Kaffeetafel auf der Terrasse genommen.
Hermine ist natürlich immer noch dabei, direkt in der Nähe des Schwagers. Erstmal putzt sie sich ausgiebig. Überall. Also wirklich überall, wo sich eine Katze halt so putzt. Ich sehe wie mein Schwager innerlich die Augen verdreht und muss mir schon ein wenig das Lachen verkneifen.
Hermine hat aber noch viel mehr in petto. Nach der Fellpflege findet sie, es ist genug! Dieser Mensch hat sie die ganze Zeit ignoriert. Das kann sie überhaupt nicht leiden und deshalb versucht sie auf seinen Schoß zu springen. Ohne Erfolg.
Sie ist zutiefst in ihrer Katzenehre verletzt und sucht sich ein Plätzchen fernab der Kaffeetafel und legt sich hin, ohne den Schwager dabei aus den Augen zu lassen.Möglich dass er es sich doch noch anders überlegt und sie streicheln möchte, dann ist sie nämlich sofort zur Stelle.
Oh, es gibt lecker Erdbeerkuchen! Der Schwager freut sich, denn den mag er besonders gerne!
Aber anstatt wie sonst mehrere Stücken Kuchen zu vertilgen, bleibt es heute bei einem Stück und einer Tasse Kaffee. Das liegt nicht etwa daran, dass er auf Diät wäre, oder so.
Als wir mitten beim Erzählen und Kuchen essen sind, kommt Katzenmädchen Kasi mit einer großen Maus im Maul stolz um die Ecke gelaufen. Ganz nach Katzenmanier spielt sie erstmal mit der Beute, wirft sie in die Luft, lässt sie wieder kurz entkommen, um sie dann letztendlich direkt vor unseren Augen genüsslich zu verspeisen. Bis auf den Kopf und einige Innereien putzt sie alles weg.
Als Halter einer Freigangkatze ist man diesen Anblick gewohnt. Dem Schwager verschlägt es augenblicklich den Appetit - zuviel für seine Nerven. Heute wird der Erdbeerkuchen also nicht mehr alle.
Aber das ist nicht schlimm, es wird dennoch ein schöner Nachmittag.
Als sich der Besuch am Abend verabschiedet, ist die Sache mit der Maus längst vergessen.
Kasi und Hermine liegen inzwischen zufrieden nebeneinander in der Abendsonne auf dem Rasen.
Könnten wir ihre Gedanken laut hören, würden sie vielleicht sagen:
Hermine: "Kasi, der Schwager ist ein hoffnungsloser Fall. Ich habe alles versucht, damit er mich endlich mag. Mich extra gut geputzt und war ständig in seiner Nähe!"
Kasi: "Wem sagst Du das! Ich habe ihm die besten Stücke meiner Maus direkt vor seine Nase gelegt. Er wollte sie nicht haben, hat nicht mal richtig hingeschaut! Beim nächsten Mal geben wir uns einfach noch mehr Mühe!"
Nachtrag in eigener Sache:
Lieber Schwager, solltest Du diesen Artikel lesen... nimm ihn bitte mit Humor! ;-)
Du bist in Zusammenarbeit mit meiner Schwester der beste Catsitterdienst,
den sich Kasi und Hermine wünschen können. :-)
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